Die Zukunft der gewerblichen Textilien & so viel mehr als BIO
Das GOTS Siegel erklärt
Übersicht
Bio-zertifizierte oder aus Bio-Baumwolle hergestellte Textilien laufen uns mittlerweile immer häufiger über den Weg. Sie versprechen einen deutlich umweltschonenderen Umgang mit Ressourcen bereits beim Baumwoll-Anbau sowie schadstofffreie Qualität. Doch genau wie auch bei Bio-Lebensmitteln ist nicht alles ideal, nur weil Bio draufsteht oder der Hersteller dies beteuert. Leider gibt es in der Textilindustrie noch immer einige Baustellen in der gesamten Wertschöpfungskette.
Und genau hier setzt der Global Organic Textile Standard (oder kurz: GOTS) an. Das weiße Hemd auf grünem Grund steht für strenge ökologische Kriterien bei der Herstellung und Verarbeitung von Textilien.
- Was ist der GOTS (Global Organic Textile Standard)?
- Welche Kriterien werden beim GOTS bewertet?
- Wieso sind GOTS zertifizierte Produkte nachhaltiger oder sogar besser als solche ohne Siegel?
- GOTS zertifizierte Textilien für den Objektbereich – für Hotels, Pensionen, Altenheime oder Pflegeheime
- Was bringen meinem Unternehmen GOTS zertifizierte Textilien?
- Fazit – die Zukunft der Textilien
Was ist der GOTS (Global Organic Textile Standard)?
Der Global Organic Textile Standard ist ein international anerkannter Textilverarbeitungsstandard, der Umwelt-, Sozial- und Gesundheitsaspekte entlang der gesamten Produktionskette bewertet. Das bedeutet also, die Zertifizierung beginnt gleich beim Anbau der Baumwollsamen auf dem Feld und endet beim Verkauf durch den Hersteller. Es kann deshalb auch nie z.B. nur das Garn zertifiziert sein – beim GOTS wird immer die gesamte Herstellungskette bewertet („from field to fashion“).
Der GOTS wurde 2002 von Bio-Baumwollproduzenten, Vertretern der Textilindustrie, NGOs und Zertifizierern entwickelt. Das Ziel des GOTS ist es dabei immer, den biologischen Status von Textilien, eine sozial faire Verarbeitung dieser Textilien und eine glaubwürdige Produktsicherheit zu gewährleisten. Mittlerweile ist der GOTS der weltweit führende Standard für Bio-Textilien und genießt international ein hohes Ansehen. Die Standardgeber, Zertifizierer und das zertifizierte Unternehmen sind jeweils unabhängig voneinander. Alle Prüfinstitute sind staatlich akkreditiert und werden ebenfalls regelmäßig überprüft. So wird die Glaubwürdigkeit des GOTS aufrechterhalten. Darüber hinaus wird der Standard des GOTS alle 3 Jahre überarbeitet und stets verbessert.
Welche Kriterien werden beim GOTS bewertet?
GOTS zertifizierte Produkte müssen zu allererst aus mindestens 70% nachweislich biologisch erzeugten Naturfasern (z.B. Baumwolle) bestehen. Die Lieferanten der Bio-Naturfasern müssen ebenfalls GOTS zertifiziert sein.
Bei der Herstellung von Textilien dürfen keine chemischen Stoffe verwendet werden, die die Kriterien bezüglich der Umwelt- und Gesundheitsverträglichkeit nicht erfüllen. Das bedeutet, dass in keinem Verarbeitungsschritt schädliche Farbstoffe, Pestizide, giftige Schwermetalle, funktionelle Nanopartikel oder gentechnisch veränderte Organismen eingesetzt werden dürfen. Die Hersteller der vom GOTS zugelassenen Chemikalien müssen ebenfalls strenge Kriterien an Umwelt, Gesundheit und Sicherheit erfüllen.
Neben der Kontrolle und Dokumentation des Warenflusses der einzelnen Firmen wird auch viel Wert auf das Umweltmanagement der Unternehmen gelegt. So werden eine geeignete Abwasseraufbereitung bzw. Kläranlage sowie ein passendes Abfallmanagement vom GOTS vorgesehen, um die negativen Umwelteinflüsse der Textilindustrie weiter zu reduzieren. Ebenfalls müssen bestimmte Kriterien bezüglich des Wasser- und Energieverbrauches eingehalten werden.
Auch im Bezug auf die Einhaltung von Menschenrechten, Arbeitsrecht und Arbeitssicherheit werden alle Handels-, Produktions- und Verarbeitungsbetriebe vor Ort überprüft. Hier müssen die Mindestkriterien der Internationalen Arbeiterorganisation (ILO) eingehalten werden, Mindestlöhne und geregelte Arbeitszeiten werden implementiert.
Im Nachgang werden alle Produkte durch stichprobenartige Rückstandstests auch noch auf gesundheits- und umweltbelastende Schadstoffe geprüft. So wird zu jedem Zeitpunkt garantiert, dass keine schädlichen Stoffe an die Verbraucher*innen oder die Arbeitenden gelangen.
Bei der Zertifizierung durch den GOTS unterscheidet man grundsätzlich zwischen zwei Varianten des Siegels:
- Organic: hergestellt aus 95%-100% biologischen Naturfasern
- Made with organic: hergestellt aus 70%-94% biologischen Naturfasern
Aufpassen sollte man immer bei Aussagen wie „verwendet GOTS zertifizierte Baumwolle“, da solche Aussagen gar nicht zulässig sind. Beim GOTS handelt es sich immerhin um einen Processing Standard, bei dem immer die gesamte Lieferkette (und damit dann auch das finale Produkt) zertifiziert sein muss. Daher sollten Sie beim Kauf immer auf die korrekte GOTS Kennzeichnung achten: neben dem Logo muss die Kennzeichnungsstufe (organic / hergestellt aus kba/kbT Fasern), der Hinweis auf die unabhängige Zertifizierungsstelle und die Lizenznummer des zertifizierten Unternehmens angegeben sein. In der Datenbank des GOTS können Sie diese Lizenznummer auf Gültigkeit überprüfen.
Wieso sind GOTS zertifizierte Produkte nachhaltiger oder sogar besser als solche ohne Siegel?
Anders als bei konventionell angebauter Baumwolle dürfen die Landwirte selbst über das Saatgut und dessen Anbau entscheiden. Sie werden nicht durch riesige Saatgutkonzerne und deren häufig benachteiligende Verträge fremdbestimmt.
Darüber hinaus bleiben bei der Bio-Landwirtschaft durch Mischkulturen auf den Feldern die Böden langfristig fruchtbar und die Landwirte werden durch die gleichzeitig angebauten Früchte und Getreide ernährt.
Wie beim Bioanbau üblich, sind gefährliche Pestizide grundsätzlich verboten. Durch die konventionelle Textilindustrie werden 16,1% aller Insektizide und 5,7% aller Pestizide weltweit im Baumwollanbau verwendet und schaden damit nicht nur erheblich der Umwelt, sondern auch den Menschen, die mit ihnen in Berührung kommen. Schließlich wird der Großteil der Baumwolle auch heute noch von Hand geerntet.
Ökologisch bewirtschaftete Böden binden darüber hinaus durch einen höheren Anteil an Huminstoffen deutlich mehr und langfristiger CO2. Ebenfalls wird mit der ökologischen Landwirtschaft viel weniger Wasser und Energie verbraucht. Dadurch gibt es bis zu 94% weniger Treibhausgas-Emissionen bei ökologischer Landwirtschaft.
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Durch die regelmäßigen Kontrollen in den Fabriken der gesamten Produktionskette wird Zwangs- und Kinderarbeit verhindert. Ebenfalls sorgt der GOTS für faire und Mindestlöhne für die Arbeitenden. Weiterhin wird beim GOTS darauf geachtet, dass in der gesamten Textilverarbeitung keine giftigen Chemikalien verwendet und dadurch später in Luft und Wasser gelangen, die unter Umständen Krebs, Geburtsschäden oder andere schwere Krankheiten verursachen können. Genau so sind auch solche Chemikalien verboten, die unsere Ökosysteme oder die biologische Vielfalt zerstören.
So trägt der Kauf von GOTS zertifizierten Textilien aktiv zum Umweltschutz und dem Schutz der Menschen in der Textilindustrie bei. Beim Kauf GOTS zertifizierter Textilien erhalten Sie dank all der überprüften Kriterien Produkte, die komplett frei von allergenen, krebserregenden oder giftigen Rückständen sind.
Somit sind GOTS zertifizierte Textilien insbesondere für hautnah verwendete Textilien, wie beispielsweise Bettwäsche oder Frottiertücher, ohne Bedenken verwendbar. Das macht sie ebenfalls ideal einsetzbar für Babys und Kleinkinder, die besonders gefährdet durch giftige Rückstände sind.
Hierzu sei gesagt, dass selbstverständlich auch in vielen Bereichen der konventionellen Textilproduktion ein hoher Wert auf schadstofffreie Qualität gelegt wird. Dies wird dann häufig mit dem Siegel „ÖKO-Tex Standard 100“ belegt. Im Gegensatz zum GOTS wird beim ÖKO-Tex Standard 100 jedoch lediglich überprüft, ob die Produkte frei von Schadstoffen (z.B. Azo-Farbstoffe) sind. Nicht überprüft werden Sozialstandards etc., die beim GOTS einen Großteil des Standards ausmachen.
GOTS zertifizierte Textilien für den Objektbereich – für Hotels, Pensionen, Altenheime oder Pflegeheime
Im Bereich der Textilien für den Privatverbrauch sind der GOTS und biologisch erzeugte Textilien mittlerweile weit verbreitet. Selbst große Anbieter von Textilien, z.B. in der Modeindustrie, bieten teilweise günstige, bio-zertifizierte Kleidung und weitere Textilien an. Inwieweit diese Textilien bei sehr großen, günstigen Ketten dann wirklich nachhaltig produziert sind, ist eine andere Frage. Dennoch sieht man dadurch ganz klar, dass das Interesse hieran sehr groß ist und Nachhaltigkeit in der Textilproduktion einen immer höheren Stellenwert gewinnt. Doch was ist mit Textilien für den gewerblichen Gebrauch, wie z.B. für Hotels oder Altenheime?
Der Anspruch an gewerblich genutzte Textilien ist bekanntlich häufig ein ganz anderer, als der an Heimtextilien. So müssen Objekttextilien, also für den gewerblichen Gebrauch genutzte Textilien, bestimmte Anforderungen erfüllen.
In Hotels und Pflegeheimen wird in der Regel noch häufiger und teils mit aggressiveren Mitteln gewaschen, als im Privathaushalt. Viele Hotels oder Pflegeheime arbeiten darüber hinaus mit Wäschereien zusammen, sodass die Textilien einer hohen Belastung allein durch die Reinigung standhalten müssen.
Des Weiteren müssen die Textilien auch zu den qualitativen Ansprüchen sowie dem bestehenden Interieur der Einrichtung passen. Hier gibt es u.a. auch einige Vorgaben und Dessins, die bereits seit vielen Jahren im Gebrauch sind und sich immer noch großer Beliebtheit erfreuen.
Die Haltbarkeit bzw. Qualität der Textilien wird durch den GOTS allerdings nicht beeinträchtigt, sondern ist mindestens genau so gut, wenn nicht in Teilen sogar noch besser. Durch bessere Arbeitsbedingungen in der Herstellung kann immerhin auch die Verarbeitung der Textilien profitieren. Letztlich spiegelt sich der GOTS höchstens in einem etwas höheren Preis wider.
Ein Wandel im Bereich der Objekttextilien geht daher aus mehreren Gründen nicht so schnell von statten – doch auch hier erhalten der GOTS und weitere nachhaltige Textilien immer mehr Nachfrage. Und damit zuletzt auch immer mehr Präsenz.
Was bringen meinem Unternehmen GOTS zertifizierte Textilien?
Nachweisbar fair produzierten Textilien wird immer nachgesagt, dass diese maßgeblich teurer sind, als konventionell hergestellte Textilien. Doch ist das wirklich so?
In der Tat haben GOTS zertifizierte Textilien meist einen höheren Preis, doch dieser trägt immerhin auch zu fairen Arbeitsbedingungen in der gesamten Lieferkette bei. Darüber hinaus wird bei GOTS Produkten höchster Wert auf ökologische Naturfasern und eine schadstofffreie Qualität im gesamten Herstellungsprozess gelegt.
Dass deshalb die Preise solcher nachweislich fair produzierten Textilien, besonders bei kleinen, fairen Labels, etwas höher ausfallen, ist nicht verwunderlich.
Mittlerweile gibt es aber auch preiswertere GOTS zertifizierte Textilien, insbesondere im Bereich der Heimtextilien, doch auch bei Textilgroßhändlern wie bei uns. Diese Preise kommen in den meisten Fällen so zustande, dass Vorlieferanten große Abnahmemengen bei den Herstellern bestimmter Textilien einkaufen und somit einen Mengenrabatt erhalten. Dieser kann dann auch an Sie als finalen Kunden weitergegeben werden, wodurch Sie fair produzierte Textilien zu einem durchaus akzeptablen Preis erhalten.
Mit dem Kauf und Einsatz von GOTS zertifizierten Textilien leisten Sie mit Ihrem Unternehmen dann Ihren ganz eigenen Beitrag für mehr Nachhaltigkeit, Umweltschutz und bessere Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie. Unser bewusstes Kaufverhalten trägt immer zu einer Verbesserung der Umstände in der gesamten Wertschöpfungskette bei: je höher die Nachfrage bei Bio- und GOTS-Textilien ist, umso eher wird es eines Tages der Standard für alle (Natur-)Textilien. Und sollte nicht genau das unser aller Bestreben sein?
Bei Ihren Kund*innen machen Sie zudem so Ihr ethisches Handeln als Unternehmen mit einem international anerkannten Zertifikat sichtbar, wodurch Ihr Ansehen bei diesen steigt. Insbesondere für solche Unternehmen, die ohnehin schon viel Wert auf Nachhaltigkeit legen, sind GOTS zertifizierte Textilien bei Neuanschaffung daher eigentlich ein Muss.
Fazit – die Zukunft der Textilien
Aktuell gibt es kaum zuverlässigere Zertifikate mit dem gleichen Anspruch wie GOTS. Besser ist es deshalb immer nur, mit den eigenen Textilien sorgsam umzugehen, diese sehr gut zu pflegen und so lange zu nutzen, wie es Ihren Anforderungen entsprechend möglich ist.
Bisher ist es noch nicht möglich, dass alle Unternehmen für solche fair produzierten Textilien zahlen oder die weitreichenden, positiven Effekte im Ganzen nachvollziehen können. Manche Institutionen, wie bspw. im Pflegesektor, sind u.a. aus Kostengründen und der Verfügbarkeit der Textilien darauf angewiesen, günstigere Textilien einzukaufen.
Daher kann und sollte man auch nicht erwarten, dass sich ein Wandel in der Textilbranche, besonders im Bereich der gewerblichen Textilien (Objekttextilien), innerhalb kürzester Zeit vollziehen lässt.
Dennoch ist GOTS definitiv ein Schritt in die richtige Richtung, weshalb auch wir bei Schnurr + Haupt mit Freude immer weiter nach nachhaltigen und fair produzierten Textilien für Sie Ausschau halten. Nicht nur wir, sondern auch unsere Lieferanten sehen im GOTS schließlich den Textilstandard der Zukunft und möchten diesen unbedingt unterstützen. Und Ihnen mit diesem Blogbeitrag genau deshalb auch näher bringen.
Zu guter Letzt: wir versuchen Ihnen zu jeder Zeit nachhaltige Textilien in gewohnt guter Qualität und genau Ihren Anforderungen für den Objektbereich entsprechend anzubieten – denn uns ist es ein großes Anliegen, unser Sortiment im Bereich GOTS und im Sinne der Nachhaltigkeit für Sie fortwährend zu erweitern.
Den kompletten, aktuellen GOTS Standard können Sie auch jederzeit auf dessen Website nachlesen: Hier den kompletten GOTS nachlesen